Zum Studium gehört nicht nur Lehre, sondern auch Mitarbeit in Gremien und Forschungsprojekten. Durch die Zwangsumstellung auf Onlinemodus in der Coronapandemie ist auch hier die Digitalisierung vorangekommen und Gremiensitzungen finden immer öfter auch online oder hybrid statt – was wir grundsätzlich begrüßen. Allerdings ist wichtig, dass niemand durch mangelnde technische Ausstattung ausgeschlossen wird oder einen Verlust an Privatsphäre riskieren muss, um an diesen Teilen des Studiums teilzunehmen. Desweiteren muss die rechtliche Sicherheit von Wahlen und Beschlüssen weiterhin gewahrt werden – auch in Sitzungen mit digitalen Teilnahmemöglichkeiten.
Beschluss vom 11. LSR 2022
Der LSR möge beschließen, die Punkte aus dem Beschluss zur digitalen Lehre vom 01. LSR 2022, die sich nicht nur auf Didaktik beziehen, auf sämtliche Aktivitäten im Hochschulkontext, insbesondere die Gremienarbeit, zu erweitern. Auch hier ermöglicht die Digitalisierung ein besseres Zusammenarbeiten, birgt aber auch Gefahren durch barrierevolle und datenschutzunfreundliche Programme. Die KSS positioniert sich auch hier für eine Ermöglichung digitaler Teilhabe und eine Digitalisierung, aber nicht um jeden Preis.
Das heißt:
Digitalisierung nicht um jeden Preis
Onlinegremiensitzungen und -meetings sind praktisch, insbesondere, wenn es um die überregionale Vernetzung geht. Allerdings geht dabei auch viel verloren: Der persönliche, informellere Austausch fällt weg, Konflikte schwelen eher, als dass sie gelöst werden, kreatives Brainstorming funktioniert oft gar nicht. Auch hybride Formate sind für diese Art der Zusammenarbeit oft nicht gut geeignet und schließen online Teilnehmende in Diskussionen aus. Daher ist es wichtig, sich trotz der Bequemlichkeit und Niedrigschwelligkeit von Onlineformaten auch des Öfteren in Präsenz zusammenzufinden.
Digitalisierung für alle
Für Studierende aus aus finanziell prekären Verhältnissen sowie behinderte Studierenden ist die Teilhabe an Gremienarbeit oder Forschungsarbeit ohnehin erschwert bis unmöglich. Sie werden bei reinen Onlineformaten noch zusätzlich ausgeschlossen, wenn ihnen die passende technische und räumliche Ausstattung fehlt beziehungsweise nicht barrierefreie Tools verwendet werden. Umgekehrt ist hier auch sehr wichtig, dass hybride oder Onlineformate nicht als Ausrede genutzt werden, um den Kampf um eine echte Teilhabe nicht weiterzuführen und die Hürden einer Teilnahme in Präsenz nicht weiter abzubauen.
Digitalisierung aber richtig
Gerade in Gremien werden oft sensible Informationen ausgetauscht. Daher sollte es eine Selbstverständlichkeit sein, diese Informationen nicht in die Hände von unvertrauenswürdigen Technologiemonopolisten zu geben, sondern auf quelloffene und selbst-hostbare Tools zu setzen, bei denen die Daten bei der Institution selbst bleiben. Da aber insbesondere studentischen Gremien für eine eigene Betreuung oft die Ressourcen fehlen und solche Programme zudem allen Statusgruppen zugute kommen, sind hier die IT-Abteilungen der Hochschulen gefragt. Außerdem braucht es gerade für hybride Formate eine gute technische Ausstattung in den Hochschulgebäuden.