Welche Probleme löst dieses Verbot?

Sachsens Lehramtsstudierende empört über das Verbot von gendergerechter Sprache an Schulen.

Diese Woche wurde ein Schreiben des sächsischen Bildungsministeriums publik, in dem Schulen verboten wurde,  mit Sonderzeichen gegenderte Sprache zu verwenden. Unter gegenderter Sprache versteht man, die Geschlechtervielfalt auch über das weibliche und männliche Geschlecht hinaus durch Sonderzeichen abzubilden. Seit der Anerkennung von Geschlechtern abseits von Mann und Frau im Jahr 2017 durch das Bundesverfassungsgericht entwickelt sich gegenderte Sprache stetig.

Die Konferenz Sächsischer Studierendenschaften (KSS) kritisiert die Verbote des Kultusministeriums scharf.

„Vielen Lehramtsstudierenden ist es wichtig, in ihrem Unterricht die Vielfalt von Geschlecht angemessen abzubilden. Dies ermöglicht die Regelung des Kultusministeriums definitiv nicht. Zukünftige Lehrkräfte merken, in welchen Bundesländern sie die Vielfalt der Geschlechter abbilden können und in welchen nicht. Diese werden dann in anderen Bundesländern ihren Dienst in Schulen antreten, statt in Sachsen“, befürchtet Nathalie Bock, Referentin für Lehramt der KSS und Lehramtsstudentin.

Diese Verbot löst kein einziges Problem in Bezug auf Schulbildung in Sachsen!“, kritisiert Ludwig Firkert, Sprecher der KSS und selber Lehramtsstudent, und führt weiter aus: „an den Schulen sind Lehrkräfte überlastet und es fällt reihenweise Unterricht aus. Und auch die Lehramtsausbildung muss dringend reformiert werden und bedarf viel bessere finanzielle Ausstattung. Aus diesem Grund halte ich es für wenig verständlich, dass das Kultusministerium jetzt Lehrkräften verbieten möchte, gendergerechte Sprache zu verwenden.“

Vor einem Jahr veröffentlichte das Staatsministerium für Justiz eine Studie zu Lebenslagen von lsbtiq* Personen in Sachsen. Die Studie identifizierte Schulen als Bereich, in denen die Befragten am dritthäufigsten von negativen Erfahrungen berichten. 81% der befragten Personen wurden an Schulen nicht in ihrem Geschlecht angesprochen.

Dazu eine Einordnung von Fay Uhlmann, Referent*in für Feminismus der KSS: „Bereits jetzt kann man ein immenses Problem an Schulen erkennen: unverhältnismäßig viele trans* und nicht-binäre Schüler*innen erfahren an sächsischen Schulen Diskriminierung. Sehr viele werden einfach nicht in ihrem Geschlecht angesprochen. Durch das Verbot des Genderns wird dieses Problem nur noch schlimmer: nicht-binäre Schüler*innen werden von der vom Ministerium vorgeschlagenen binäre Genderung ignoriert und können sich so gar nicht angesprochen und gesehen fühlen. Auch queeren Bildungsprojekten wird die Aufklärung über geschlechtliche Vielfalt durch das Verbot immens erschwert. Es wirkt so, als ob das Kultusministerium die Erkenntnisse der Studie vollkommen ignoriert!“

 

Diese Pressemitteilung ist auch als PDF verfügbar.