Hochschulen: Verantwortung übernehmen statt Sonderstatus

KSS fordert 2G und flächendeckende effektive Kontrollen

Während mit der gestern in Kraft getretenen neuen Corona Notverordnung weite Teile des öffentlichen Lebens, insbesondere für Ungeimpfte, in Sachsen eingeschränkt sind, gelten für die Hochschulen weiterhin Ausnahmen. Noch immer reicht für die Bildungseinrichtungen eine 3G- statt 2G-Regelung und auch der Umfang der Kontrollen soll weiterhin von ihnen selbst festgelegt werden. Die Sächsischen Studierendenschaften kritisieren diese inkonsequenten Maßnahmen für die Hochschulen. Die Landesstudierendenvertretung fordert diese deshalb auf, solange es die pandemische Lage erfordert, selbst 2G-Regelungen mit umfassenden effektiven Kontrollen und flächendeckenden digitalen Alternativen umzusetzen.

„Dass die Hochschulen fast als einzige Institutionen von der ansonsten flächendeckenden 2G-Regelung ausgenommen sind, ist inkonsequent, fahrlässig und für uns nicht nachzuvollziehen. Noch immer finden Vorlesungen mit bis zu 100 Personen in Präsenz statt und die Hochschulen kontrollieren 3G-Nachweise höchstens stichprobenartig. Das stellt ein enormes und nicht zu rechtfertigendes Gesundheitsrisiko für alle Studierenden dar. Doch die Landesregierung weigert sich den Bildungseinrichtungen Vorgaben zu machen. Deswegen fordern wir die Hochschulen auf, gerade jetzt ihrer gesamtgesellschaftlichen Verantwortung zur Pandemiebekämpfung nachzukommen und selbst 2G umzusetzen – wozu sie in der Corona-Notverordnung auch ausdrücklich ermächtigt werden. Außerdem müssen sie endlich für eine konsequente Kontrolle der Nachweise sorgen.“ fordert Paul Senf, Sprecher der Konferenz Sächsischer Studierendenschaften (KSS).

„Natürlich möchten oder können in der aktuellen Lage nicht alle Studierenden an präsenten Lehrveranstaltungen teilnehmen und sich dem weiterhin bestehenden Infektionsrisiko aussetzen. Daher braucht es nun erneut umfassende digitale Alternativen zur Präsenzlehre. Doch ein rein digitales Semester gilt es unbedingt zu vermeiden – die psychosozialen Auswirkungen für die Studierenden hallen uns aus den letzten Semestern noch immer nach. Mit den vorgeschlagenen Maßnahmen fordern wir jetzt zu handeln und alles Mögliche dafür zu tun dieses Szenario noch zu verhindern.“, erklärt Sabine Giese, Sprecherin der KSS, und betont: „Uns ist bewusst, dass die notwendigen Regelungen zum Infektionsschutz auch für die Hochschulen schwierig umzusetzen sind. Doch Infektionsschutz und angemessene Studienbedingungen – trotz der Pandemie – müssen nun einfach oberste Priorität haben!“

Rückmeldungen einiger Studierendenvertretungen an den sächsischen Hochschulen machen deutlich, dass die Sorgen und Forderungen des Zusammenschlusses aller Studierendenschaften begründet sind, einzelne Hochschulen Teile davon aber bereits gut umsetzen können:

Lyubomyr Tartakovskyy, Sprecher des StuRa der HTWK Leipzig: „Uns erreichen erschreckende Nachrichten von Studierenden. Viele wurden bisher noch gar nicht auf die Einhaltung der 3G-Regeln überprüft, andere sprechen von Angst um ihre kranken Angehörigen.“

Lutz Thies, Studentisches Mitglied im Senat der TU Dresden: „Ich bin maßlos enttäuscht und finde es geradezu paradox, dass nicht einmal die Hochschulen trotz der klaren, fundierten Aussagen und Hilferufe der Wissenschaftler*innen aus Medizin oder Virologie dem Ernst der Lage entsprechend handeln. Stattdessen wird Rücksicht auf wissenschaftsfeindliche Ungeimpfte genommen und auf unseriöser Datenbasis nach dem Prinzip Hoffnung unverändert an der Präsenzlehre festgehalten. Gesellschaftliche Verantwortung zu übernehmen und die Vorbildfunktion zu erfüllen, sieht für mich in dieser dramatischen Situation, wo jede verhinderte Infektion zählt, anders aus.“

Gordon Guido Oswald, Geschäftsführer des StuRa der Hochschule Mittweida: „Die Hochschule Mittweida ist mit einem eigenen Testzentrum sehr gut aufgestellt, jedoch ist durch die zunehmenden Infektionen auch hier wieder ein Wechsel zum hybriden Model in Planung. Ab kommender Woche finden die Lehrveranstaltungen wieder überwiegend online statt. Einige Praktika und Seminare werden dann mit der „1G-Regel“ (getestet flächendeckend) umgesetzt. Insbesondere das Campusleben und die sozialen Belange unserer Studierenden sind jedoch erneut stark eingeschränkt.“

Greti Kneita, Referentin für Hochschulpolitik des StuRa der TU Chemnitz: „Da das Vorgehen der TU Chemnitz konsequent von Vorsicht und Realismus geprägt ist, wurde der Präsenzanteil auch in diesem Semester eher konservativ gehalten. So konnte sehr schnell auf die steigenden Infektionszahlen reagiert werden: zurück zur online Lehre, kleinere Gruppen, wo Präsenz nötig ist, und lückenlose Kontrollen der 3G-Regelungen. Natürlich verstehen und teilen wir den Frust unserer Kommiliton*innen, das vierte Corona-Semester zehrt an den Nerven aller Beteiligten.“

Die Pressemitteilung finden Sie auch als pdf.

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