Sächsische Studierende fordern Absage der schriftlichen Staatsexamensprüfung

… wegen weiterhin hoher Inzidenzwerte

Nachdem die Konferenz Sächsischer Studierendenschaften (KSS) zusammen mit allen sächsischen Lehramtsvertretungen letzte Woche gefordert hat, dass das sächsische Kultusministerium (SMK) die schriftliche Staatsexamensprüfung digital durchführen soll, plant das Kultusministerium weiterhin eine Präsenzprüfung.

 

„Unser Offener Brief an das SMK [1], in welchem wir die Sorge der Studierenden über die immer noch zu hohen Infektionszahlen in Sachsen geäußert haben, blieb bisher unbeantwortet. Obwohl die Universitäten fast alle Prüfungen digitalisiert haben, besteht das Ministerium bei der bildungswissenschaftlichen Staatsexamensklausur weiterhin auf der Durchführung in Präsenz. Die zugrunde liegende passive Erwartungshaltung, dass die Infektionsrate bis zum Prüfungsdatum stark fallen wird, halten wir im Kontext aktueller Entwicklungen und der Ausbreitung neuer Mutationen für höchst riskant“, erklärt Johanna Mehler, Referentin für Lehramt der KSS.

„Für diese Prüfung versammeln sich bis zu 700 Studierende an einem Standort, die aus ganz Sachsen und sogar anderen Bundesländern anreisen würden. Sollte der sachsenweite 7-Tage-Inzidenzwert bis Mitte März nicht unter 35 liegen, halten wir die Durchführung in Präsenz für unzumutbar und fordern deshalb die Absage der bildungswissenschaftlichen Klausur. Die erforderliche Rechtsgrundlage ist für diesen Fall in der Lehramtsprüfungsordnung in § 13 a vorhanden [2]“, fügt Mehler hinzu.

Der Senat der Universität Leipzig, dem größten sächsischen Studienstandort der Lehrer*innenbildung, hat aufgrund der dramatischen Lage einen Appell an das SMK gerichtet, die Prüfung Mitte März im Fall einer sachsenweiten 7-Tage-Inzidenz über 35 endgültig abzusagen. Die Universität fordert damit dazu auf, den unteren Grenzwert von 35, wie dieser von der Ministerpräsidentenkonferenz für größere Menschenversammlungen beschlossen wurde, auch bei Prüfungen einzuhalten. Unter diesem Wert würden die Lesesäle wieder geöffnet werden, sodass die Universität Leipzig auch eine Durchführung von Präsenzprüfungen verantworten würde.

„Gerade Studierende mit Kind oder aus Risikogruppen wissen nicht, wie sie die umstrittene bildungswissenschaftliche Klausur meistern sollen. Das Vorgehen des sächsischen Kultusministeriums entzieht ihnen jegliche Planungssicherheit, was dazu führt, dass viele Studierende ihren Studienabschluss verschieben müssen. Dieser Lehrkräfte-Nachwuchs wird dann im Herbst in den Schulen fehlen. Gerade in der aktuellen Situation werden aber mehr Lehrkräfte gebraucht, um die älteren Generationen zu entlasten!“, sagt Adrian Weiß, ebenfalls Referent für Lehramt der KSS. „Ein Verschieben der Prüfungstermine auf unbestimmte Zeit führte bereits im Sommer 2020 zu Chaos. Abgesehen von der fehlenden Planungssicherheit im Prüfungszeitraum konnte auch das Zeugnisdatum nicht eingehalten werden und der Übergang in den Vorbereitungsdienst verzögerte sich oft um ein halbes Jahr. Vielen Absolvent*innen wurden so existenzielle Sorgen verursacht, die sich jetzt, ein Jahr nach dem ersten Prüfungsjahrgang während der Pandemie, erst recht nicht wiederholen dürfen. Die rechtlich abgesicherte Absage der Klausur und die Verrechnung einer Durchschnittsnote aus den Studienleistungen wäre für die Studierenden und das Land die beste und sicherste Lösung“, schließt Adrian Weiß an.‘

[1] https://cloud.kss-sachsen.de/s/ZOX8rs0zqihOt6n#pdfviewer
[2] https://www.revosax.sachsen.de/vorschrift/12561-Lehramtspruefungsordnung-I#p13a

 

Die Pressemitteilung ist auch als .pdf verfügbar.

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